Klasse am Steinplatz…
Zwei Jahre nach seiner Eröffnung ist es an der Zeit zu schauen, ob sich die bereits in der Anfangsphase gelobte Qualität der Küche manifestiert hat. Nicht versteckt im Hotelkomplex gelegen, sondern in nur wenigen Schritten vom Hoteleingang erreichbar, bezeugt das Konzept, dass hier ausdrücklich auch der Berliner Gast von der Straße erwünscht ist. Nach wie vor erfreut sich das Restaurant regen Zuspruchs und überzeugt auch den neuen Gast zunächst durch seine Innenausstattung. Von angenehmer Größe mit unterschiedlichen Bereichen wirken die Räumlichkeiten sehr ansprechend und lassen den Designerstücken
Platz zur optischen Entfaltung. Schwarz, Braun- und Ockertöne dominieren farblich trefflich bei der Ausstattung und dem Gast stehen bei der Platzwahl bzw. beim Reservierungswunsch etliche Möglichkeiten mit verschieden Sichtachsen zur Verfügung. Ein Teil des Restaurants liegt etwas abgeteilt mit Blick auf den vorher nicht zu vermutenden begrünten Innenhof im voll verglasten Wintergarten, der andere Bereich mit 50 Sitzplätzen gestattet Blicke in die offene Showküche. In der warmen Jahreszeit steht außerdem die straßenseitige Terrasse mit Blick auf den Steinplatz unter Bewirtschaftung.
Nach einem Konzept von Sternekoch Stefan Hartmann werden hier regionale Produkte zu Berliner Klassikern verarbeitet und Deutsche Küche neu interpretiert. Nach seiner konzeptionellen Mitwirkung ist Küchenchef Marcus Zimmer für die Umsetzung verantwortlich, der bereits im ersten Jahr für seine Tätigkeit an dieser Stelle von den ´Berliner Meisterköchen´ zum ´Aufsteiger des Jahres 2014´ gekürt wurde. Den Berlinern ist Marcus Zimmer nicht unbekannt, denn sie kennen ihn bereits als Küchenchef aus dem Restaurant Guy am Gendarmenmarkt und von der Neueröffnung des Riehmers mit Hartmut Guy. Seine Ausbildung absolvierte er in seiner Heimatstadt Cottbus, war nach seiner Jungkochzeit in Zürich und Arosa tätig und nach mehreren weiteren Stationen verschlug es ihn nach einem 6-monatigen Australien-Aufenthalt nach Berlin, wo er inzwischen mit mehreren Berliner Spitzenköchen gearbeitet hat.
Die wechselnde Speisenkarte des Restaurants ist übersichtlich gehalten: Drei Vorspeisen, zwei Suppen, fünf Hauptgänge, drei Desserts werden angeboten – Frische und Regionalität haben absoluten Vorrang. Zusätzlich wird ein 4-bzw. 5-gängiges Abendmenü angeboten, dessen Vorspeisen und Hauptgang sich vom Angebot der Karte unterscheiden. Der Gast kann auch lediglich einzelne Gänge ordern und sich für eine Menüfolge mit Wein-oder Bierbegleitung entscheiden. Die Regionalität spielt auch bei der Zusammenstellung der Weinkarte eine Rolle, denn man hat sich ganz gezielt auf die Anbauregionen Deutschlands konzentriert, neben einigen Abfüllungen aus Frankreich. Die Auswahl ist vielfältig, mit allen renommierten Gütern besetzt und berücksichtigt auch die erfolgreichen Newcomer der Szene. Einige Weine werden glasweise ausgeschenkt und sind auch auf der Karte entsprechend deklariert, jedoch gibt es auch Flaschenweine, welche auf Wunsch für den Gast geöffnet werden. Sommelière Simone Schiller begleitet durch das Abendmenü und beweist, dass korrespondierende Weine unter den offenen zu finden sind.
Ein bemerkenswerter Sekt aus Deutschland, ein 2007er Pinot Meunier Reserve Blanc de Noir mit Flaschengärung vom Pfälzer Weingut Friedrich Becker, gilt als Begrüßung und Einstimmung für den Abend. Als erste Vorspeise wird ein Zweierlei vom Beelitzer Kaninchen mit Schwarzwurzel und Hagebutten serviert. Die Vorspeise wird begleitet von einem Riesling des Jahrgangs 2013 ´Junge Reben´ des Weinguts August Kesseler aus Assmannshausen, der sich mit seiner kräftigen Säure und auffälligen Mineralik sehr frisch dazu gesellt. Leicht geräucherte
Forelle, Kürbis, gebratenes Sauerkraut und Lorbeersud folgen und lassen mit der Zutatenauswahl und dem raffinierten Aromenspiel das Küchenkonzept klarer werden. Zur zweiten
Vorspeise serviert Simone Schiller einen 2012er Silvaner vom Weingut Stefan Winter aus Dittelsheim, der sich geschmacklich gut gegen die Rauch-und Röstaromen behaupten kann. Roséfarben und frisch kommt aus Württemberg der 2009er ´Weiss-aus-Rot´ des Weinguts Schick zur Brotsuppe mit Winterpilzen, geräuchertem Sellerie und Kalbsbries auf den Tisch, bevor der Hauptgang ansteht. Nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich einen Leckerbissen stellen Schulter und Rücken vom Hirschkalb, Herbsttrompeten, Holunderbeeren
und Steckrübe dar. Vielversprechend angerichtet, perfekt gegart und als Geschmacksgenuss ergänzen sich Hauptgang und Weinbegleiter. In diesem Fall ist es eine Abfüllung aus dem Hause Krebs, einem Weingut im pfälzischen Freinsheim. Die Cuvée von Merlot und Cabernet Sauvignon des Jahrgangs 2013 ergänzt hervor ragend das gesamte Geschmackserlebnis.
Als ´Beschwipste Feige´ steht ein Dessert aus gebackener Feige, Mohnmousse und Rotweinbutter-Eis an. Die dazu gereichte 2013er Spätburgunder Auslese der badischen Winzergenossenschaft Sasbach besticht durch einen intensiven und nachhaltigen Fruchtgeschmack. Zum Abschluss des Abends empfiehlt sich der Gang in die angrenzende Bar des Hotels mit einer nicht weniger reizvollen Innenausstattung. Hier runden ein Espresso und ein im Eichenfass gelagerter Spät-Burgunder Weintresterbrand der Hausbrennerei Faude das kulinarische Erlebnis ab. Küchenchef Marcus Zimmer beweist mit dieser Menüfolge und der Ausführung Kompetenz und er zeigt auch, dass regionale Produkte und Kreativität noch lange nicht ausgereizt sind. Es bleibt weiterhin spannend…
Besuch am 26.11.2015