Außergewöhnliches für Zunge und Gaumen…

BIERVERKOSTUNG-BIERSOMMELIER MARKUS RAUPACH-BAMBERG-WWW.DINNERUNDDRINKS (12)Die Gelegenheit war günstig und sollte nicht ungenutzt bleiben: Ein Aufenthalt in der Bierhochburg Bamberg und ein Treffen mit dem hier ansässigen Biersommelier Markus Raupach muss einfach in einer seiner organisierten Bier-Verkostungen münden, pardon, munden. Markus ist ein Multitalent als Journalist, Fotograf, Verleger, Marketing-Profi und nicht zuletzt als renommierter Biersommelier und Gründer der Deutschen Bierakademie international gefragt. Mit sehr viel Enthusiasmus und spürbarer Freude am Metier übt er seine Tätigkeiten aus und wer sich davon überzeugen möchte, sollte eine seiner Veranstaltungen besuchen. Mit sehr viel Sachverstand und Witz führt er kurzweilig durch die Themen und hat auch für Fachleute stets eine Überraschung parat. Eine dieser Überraschungen ist die Verkostungsreihe zur Bier-Vielfalt in Deutschland mit einem Abstecher in die Foodpairing-Thematik Bier & Schokolade.

BIERVERKOSTUNG-BIERSOMMELIER MARKUS RAUPACH-BAMBERG-WWW.DINNERUNDDRINKS (6)Zum größten Teil recht ausgefallene Biere, teilweise echte Raritäten, aber vor allem handwerklich raffiniert und mit sehr viel Sorgfalt gebraute Biere aus deutschen Brauereien sind am Start und werden ausführlich erklärt. Als Starter sozusagen ein ganz hervorragender Aperitif, der den Verkoster ausgesprochen nachhaltig beeindruckt. Es handelt sich dabei um ein Champagnerbier vom Kurfürstlichen Weyberbräu namens Carême 1814. Diese Brauerei liegt inmitten des Rhein-Main-Gebiets in Sailauf, nicht weit von Aschaffenburg, und hat mit dieser Liaison von Original-Hefen aus der Champagne, ausgewählten Malzsorten und Aromahopfen ihr Meisterstück abgeliefert. Kontrolliert in der Champagnerflasche gereift, entwickelt die Hefe einen Alkoholgehalt von ca. 5,5% Vol. und die typisch feinperlige Kohlensäure. Anstelle des Degorgierens verbleibt die Hefe in der Flasche und verleiht dadurch dem Carême 1814 seine samtweiche Hefenote. Namensgeber für dieses außergewöhnliche Edelbier war der Koch der Könige, Marie-Antoine Carême, der als Wegbereiter der Haute Cuisine gilt und zur Wende in das 19. Jahrhundert Könige und Kaiser bekochte. Gut gekühlt entfaltet dieses Bier seine wahre Pracht: Schwach hefetrüb mit mächtiger, feiner Perlage und einem reichen Bouquet. Leichte Citrus-und Birnennoten begleiten dieses schmeichelnde und elegante Bier.

Das Unterthema rauchige Biere stellt den nächsten Themenpunkt dar, denn schließlich befinden wir uns in Bamberg, der Hochburg des Rauchbieres. Dazu verkosten wir eine weitere Rarität aus einer limitierten Edition von Schneider Weisse mit einem, vorab gesagt, gewaltigen und komplexen Geschmackserlebnis. Mein Aventinus Barrique-Schneider Weisse TAP X, so der Name, lässt schon etwas zum Herstellungsverfahren vermuten. TAP6 Unser Aventinus und der Aventinus Eisbock, beides Biere der Brauerei Georg Schneider & Sohn, lagern in vier verschiedenen Barriques, bevor sie zu einer Cuvée vereint und in einer besonderen Schneider-Weisse-Flaschengärung veredelt werden. Danach entfalten sich beim Mein Aventinus Barrique mit 9,5% Vol. Alkohol und einer Stammwürze von 21,5° die Aromen, welche das Bier im Laufe der 8-monatigen Fasslagerung entwickelt hat: Dunkle, trockene Beeren, elegante Röstaromen und feine Rauchnoten. Ein vielseitig einsetzbares Bier, welches zu kräftigen Bratengerichten, Blauschimmelkäse, aber auch zu Desserts passend ist.

Der Name des darauf folgenden Bieres lässt auch schon auf den Charakter schließen, denn Rittmayer´s Smokey George hält tatsächlich, was der Name auch vollmundig verspricht. Georg Rittmayer verbindet in diesem Bier seine beiden Vorlieben für die Tradition des fränkischen Rauchbieres und des Genusses von torfigem Single-Malt-Whisky. Selbst importiertes, über Torffeuer getrocknetes Malz aus dem schottischen Hochland bildet die Grundlage für dieses leicht dunkle Rauchbier. Bereits in der Nase zeigt sich der Unterschied zu herkömmlichen fränkischen Rauchbieren, deren Malz über Buchenholz-Feuer getrocknet wurde. Am Gaumen präsentiert sich ein harmonisch-ausgewogenes Geschmacksbild, das eine feine Süße von dunklem Malz und kernige Rauch-und Torfnoten elegant einbindet. Dieses Bier stammt aus einer der ältesten Brauereien im Forchimer Land, deren Chronik des Familienunternehmens bis in das Jahr 1422 zurück führt und heute am Ortsrand von Hallerndorf mit neuester Technik 25.000 hl pro Jahr produziert.

BIERVERKOSTUNG-BIERSOMMELIER MARKUS RAUPACH-BAMBERG-WWW.DINNERUNDDRINKS (37)Bamberg ohne das Aecht Schlenkerla Rauchbier ist undenkbar und gehört selbstverständlich zu einer Verkostung rauchiger Biere. In diesem Fall ist es ein Aecht Schlenkerla Märzen, das Original und seit Jahrhunderten Bambergs Spezialität. Ein dunkles, untergäriges Märzenbier, hergestellt mit Rauchmalz aus der eigenen Mälzerei mit 5,1% Vol. Alkohol und einer Stammwürze von 13,5°, welches zum Inbegriff des Rauchbieres schlechthin wurde. Zunächst kann man feststellen, dass geschmacklich, wie bei vielen anderen Bieren ebenfalls, ein angenehmer Unterschied zwischen dem Frischgezapften und der Flaschenabfüllung besteht. Hier im ´Schlenkerla´ wird es ganzjährig im Holzfass ausgeschenkt und der Andrang von Einheimischen und Touristen ist nicht verwunderlich. Die rotbraune Farbe, das intensive Raucharoma und die malzige Süße werden auch weiterhin dafür sorgen.

Im zweiten Teil der Degustation soll demonstriert werden, wie bestimmte Biere mit Schokolade harmonieren, aber auch, wie unterschiedlich sich das Geschmacksempfinden verändert, je nachdem, ob man erst die Schokolade isst oder zuerst das Bier trinkt. Interessante Beobachtungen tragen zum Erstaunen bei und liefern neue Erkenntnisse. Mit einem mehrfachen Weltmeister wird die Serie begonnen: Goldmedaille und Sieger beim World Beer Cup 2012 und 2014 in der Kategorie Holzfassgereifter Eisbock des Brauhauses Faust zu Miltenberg. Das kräftig braune Bier mit festem cremefarbenem Schaum weist intensive Malz-, Marzipan, Trockenobst-, Schokoladen- und Sherrynoten auf. Ein cremiger, wuchtiger Körper mit einem langen Fruchtaromen-Finale bei 11,5% Vol. Alkohol und 20° Stammwürze.

BIERVERKOSTUNG-BIERSOMMELIER MARKUS RAUPACH-BAMBERG-WWW.DINNERUNDDRINKS (23)Es folgt ein Blondes, nämlich Kuehnes Blondes von Kuehn Kunz Rosen, ein Witbier nach belgischer Brauart. Hier handelt es sich um ein frisches, sommerliches Bier, bei dem Orangen-und Koriandernoten sehr präsent sind. Der deutlich herbe Abgang resultiert aus der Verwendung vom Aromahopfen Mandarina Bavaria, der gleichzeitig auch die fruchtige Komponente des Bieres unterstützt. Bei der Herstellung dieses Bieres werden ausschließlich natürliche Zutaten verwendet, die teilweise (Flocken und Gewürze) die Grenzen des deutschen Reinheitsgebots verlassen. Gleich im Anschluss wird ein weiteres Bier des Hauses verkostet, ein klassischer Vertreter des Vorzeige-Braustils der Craft Beer-Szene. Dieses Mystic IPA, ein Weizen-Indian Pale Ale, besticht durch seine intensiven und fruchtigen Hopfenaromen, die durch die Verwendung der Hopfensorten Cascade, Amarillo, Summit und Crystal hervor gerufen werden. Grasige, Citrus- und tropische Fruchtnoten in der Nase und eine dezente Süße mit einem kräftigen Malzkörper prägen dieses Indian Pale Ale von Kuehn Kunz Rosen. Ein weiterer Vertreter der Bamberger Brauerei Schlenkerla kommt zum Einsatz: Aecht Schlenkerla Eiche, nach historischem Rezept mit über offenem Holzfeuer getrocknetem Schlenkerla-Malz hergestellt. Während beim bekannten und klassischen Aecht Schlenkerla Rauchbier traditionell Buchenholz verwendet wird, darrt das Malz für Aecht Schlenkerla Eiche mittels Eichenholz. Das daraus resultierende Eichenrauchmalz hat ein weicheres und vielschichtigeres Aroma als das würzige und intensive Buchenholzmalz. Die komplexe Rauchnote wird durch die Bittere des Hallertauer Aromahopfens ergänzt und das Bier erscheint bernsteinfarben im Glas. Gereift in den Kellern unter dem Stephansberg kommt dieses Bier mit 8% Vol. Alkohol und einer Stammwürze von 19,5° im Dezember aus Holzfässern in den Ausschank.
So schließt sich wieder der Kreis zum Rauchbier und man konnte interessante geschmackliche Wechselwirkungen in Verbindung mit Schokolade bei den letzten vier Bieren ausmachen. Dieser Teil der Degustation zeigt den vielfältigen Einsatz bestimmter Biere als Essensbegleiter, in diesem Fall zu Patisserie-Erzeugnissen bzw. süßen Desserts, und macht Mut zu eigenen Experimenten. Der erste Teil der Verkostung macht deutlich, wie sorgfältig und mit welcher Handwerkskunst bestimmte deutsche Brauer außergewöhnliche Spitzenbiere von enormer Geschmacksvielfalt herstellen.

www.bierakademie.net

Degustation am 7.05.2015

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