So geht das mit dem Wein…
Alle Beteiligten vereint die Vorliebe für Wein: An der Front stehen Willi Schlögl aus der Steiermark, anerkannter Weinfachmann und Küchenchef Lukas Mraz, ein weiterer Österreicher, im Background Gerhard Retter, Restaurant-Betreiber der renommierten Fischerklause in Lütjensee / Schleswig-Holstein und österreichischer Sommelier, Filmregisseur Jan-Ole Gerster und Christof Ellinghaus, Inhaber des Musiklabels City Slang.
Eines Tages beschlossen diese Weinsammler und Weinliebhaber, ihre angehäuften Bestände und ihre guten Kontakte zu zahlreichen Winzern zu nutzen und diese der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auf welche Weise realisiert man dies am besten? Mit der Eröffnung einer Weinbar und das haben wir nun davon:
Seit September 2013 existiert die Cordobar in der Großen Hamburger Straße 32 in Berlin-Mitte und bietet eine breite Palette an offenen, vornehmlich deutschen und österreichischen Weinen und kleine, leckere Gerichte im Tapasformat für den Appetit zwischendurch. Den Vorschlägen zur Weinauswahl von Geschäftsführer Willi Schlögl kann der vielleicht unentschlossene oder experimentierfreudige Gast bereitwillig folgen, denn dann bekommt man durchaus empfehlenswerte Weine kredenzt. Bei den Roten kann es ein 2011er Bela-Joska Blaufränkisch vom Weingut Wachter-Wiesler aus dem Südburgenland, eine Cuvée Blaufränkisch/Zweigelt des Weinguts Ceel, ein 2011er Kappa Rosso der Fattoria Kappa aus der Toscana oder ein 2012er Spätburgunder vom Weingut Rings aus Freinsheim sein. Es sei erwähnt, dass der Gast unter 60 permanent wechselnden offenen Weinen wählen kann.
Für den Fall, dass sich Appetit auf etwas Essbares einstellt, kann der Gast völlig entspannt sein, denn die überschaubare, aber innovative Speisenauswahl bietet adäquaten Genuss. Dann schlägt die Stunde des Kreativchefs am Herd, Lukas Mraz, der in seiner jungen Laufbahn schon von einigen namhaften Sterneköchen lernen konnte und an dieser Stelle nun seine eigenen Vorstellungen einer kreativen, aber schnörkellosen Küche mit einer ebenfalls jungen Küchenbrigade umsetzen kann. Dies wird dem Gast bewusst, wenn er durchaus bekannte Zutaten in ungewohnter Form und Kombination mit anderen Aromen serviert bekommt. Die Darreichungsform in kleinen Portionen im Tapasformat ist sehr ansprechend und zum Teil auch witzig angerichtet. So kann ganz nach Appetit noch ein weiterer Gang hinzugefügt werden oder man bestellt gleich mehrere kleine Gerichte für die Runde, wo jeder probieren kann.
Das Speisenangebot wird monatlich überarbeitet und enthält beispielsweise Beef Tartar mit Tramezzini und geräucherter Paprika, Tafelspitz-Wraps, Rippchen mit Topinambur-Wedges und geräuchertem Vanille-Dip, Blutwurst-Pizza mit Roter Beete, Feta und Wasabi oder eine Käseauswahl des renommierten Lieferanten Blomeyer, die einen Ziegenfrischkäse aus Frankreich, einen Kuhweichkäse Antons Liebe, einen Backkäse von einer Kuhrohmilch, Viehscheid Hartkäse und einen Bergbauernkäse bietet.
Sicherlich wird der Service auch bei der Auswahl eines Desserts behilflich sein und wenn man die Sacher-Passionsfruchttorte mit Schlagobers und Passionsfrucht genießt, fühlt man sich endgültig nach Österreich versetzt. Dieses Gefühl beschleicht den Gast ohnehin, auch wenn der junge 21-jährige Stefan Grabler im Service wirbelt und seine Empfehlungen ausspricht. Schon früh entdeckte er seine Affinität zum Wein, was nicht besonders verwunderlich erscheint, wenn man berücksichtigt, dass der Onkel Sommelier ist. Er absolvierte sein Praktikum bei Gerhard Retter in seiner Fischerklause und war zuletzt als Demichef de Rang im Restaurant Vau tätig, bevor er zum Team der Cordobar fand.
Umsichtig und ambitioniert empfiehl er bei den Weißweinen einen 2008er Vulkangestein Riesling des Weinguts von Racknitz an der Nahe, einen interessanten 2011er Leithaberg Chardonnay des Weinguts Heinrich aus dem Burgenland und er erzählt ihnen auch bereitwillig die Geschichte vom Doppelpass, des Signature-Weines der Cordobar, wo die beiden jungen Winzer Christoph Polz und Jakob Schönberger ein Gemeinschaftsprojekt gestartet haben. Sie wollten herausfinden, ob man die unterschiedlichen Reifeorte ihrer Weine erschmecken kann und so füllten sie jeweils ihren besten Sauvignon Blanc in ein bereits gebrauchtes Barrique und tauschten die Fässer zur Reifelagerung aus. Der Burgenländer reifte dementsprechend in der Steiermark, der Steirer im Burgenland. Schließlich vermählten sie den Inhalt der beiden Fässer und die Cuvée des Jahrgangs 2012 wurde komplett unter dem Namen Doppelpass für die Cordobar abgefüllt.
Wer sich entscheidet, eine Flasche Wein zu bestellen, hat dann tatsächlich ein Luxusproblem, denn dann bekommt er ein Weinbuch mit 700 Positionen gereicht, worunter sich eine große Anzahl an Raritäten befindet. Aber auch in diesem Fall steht der freundliche Service beratend zur Seite und gibt fachlich versiert Auskunft. Es ist Willi mit seinem Team und dem österreichischen Charme, die legere Einrichtung, und die wirklich ansprechende Auswahl an Weinen und kleinen Speisen, die einen animieren sollten, ohne Schwellenangst beim Spaziergang am Hackeschen Markt einfach auf ein Glas vorbeizuschauen. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die Cordobar von Dienstag bis Samstag von 18.00 – 2.00h geöffnet ist.
Eingefleischte Fans der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft müssen sich jedoch beim Gang zur Toilette auf ein schmerzhaftes Déja-vu gefasst machen. Dort begleitet einen der Originalkommentar des Spiels Deutschland-Österreich während der WM 1978 in Argentinien, in dessen Verlauf die Österreicher 3:2 gewannen, was als Schmach von Cordoba in die Fußballgeschichte eingehen sollte. So hat diese Schmach im Nachhinein doch noch etwas Gutes: Die Cordobar!
Besuch am 26.11.2013
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